Besucherzaehler HISTORIE

Aus der Geschichte des Schifferverein Lahnstein 1889 e.V.

Schon immer spielte die Schifffahrt für die Stadt Lahnstein, besonders das ehemalige Niederlahnstein, eine große Rolle. Deshalb wurde auch bereits am 10. März 1774 den Schiffern vorn Trierer Kurfürsten das Recht eingeräumt, sich hier in einer eigenen Schifferbruderschaft zu organisieren, ein Beweis für die Achtung und Bedeutung, die diese Berufsgruppe in der Stadt hatte.
Es waren übrigens Lahnsteiner Schiffer, die in der Neujahrsnacht 1813/14 die damals verbündeten Truppen mit ihren Booten auf die andere Rheinseite übersetzten und somit an Blüchers legendärer Rheinüberquerung beteiligt waren. Die folgenden Kriegswirren gingen nicht spurlos an dem Schifferstand vorüber, viele Schiffer wurden um ihre Existenz gebracht, die Bruderschaft verlor stark an Bedeutung. Erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts trat eine Besserung ein mit dem Floßhandel nach Holland, dem damals blühenden Obsthandel mit dem Niederrhein und Holland, sowie der Lahnregulierung, die es ermöglichte, den begehrten Kalkstein von den Lagerstätten zu den Hüttenwerken im Ruhrgebiet auf dem Wasserweg zu transportieren. Der Bau der Lahntalbahn führte erneut dazu, dass das Schifffahrtsgewerbe große Einbußen hinnehmen musste, der Konkurrenzkampf wurde härter, und so trat der Gedanke der Bruderschaft in den Hintergrund.
Trotzdem führte die gemeinsam durchstandene Notzeit dazu, dass im Jahre 1889 der Gedanke an einen erneuten Zusammenschluss aller Schiffer geboren wurde, der St.-Matthias-Schiffer-Verein entstand. Am Ende des Gründungsjahres hatte er bereits 52 Mitglieder. Besonders unter dem 1. Vorsitzenden Pfarrer J.-B. Ludwig, selbst ein Lahnsteiner Schifferssohn, entwickelte sich der Verein prächtig, und selbst während des 1. Weltkrieges wurde in begrenztem Maße das Vereinsleben fortgeführt.
Eine Wandlung brachte das Jahr 1936: der Verein formte sich von seinem bisher rein örtlichen Charakter durch den Zusammenschluss mit den Oberlahnsteinern Schiffern auf neutraler und breiterer Grundlage zu dem bis heute bestehenden Schifferverein .‚Rhein-Lahn Lahnstein“. Der Verein entfaltete rege Aktivität und beteiligte sich in alter Weise an den örtlichen Festlichkeiten. Er war aus dem Vereinsleben nicht mehr wegzudenken, haue er sich doch durch die iahrzehntelange Arbeit einen guten Ruf erworben. Dem neuerlichen Aufschwung wurde jedoch schon bald ein jähes Ende bereitet, denn während des 2. Weltkrieges kam jegliche Vereinstätigkeit zum Erliegen.
Erst am 17. Mai 1948 trafen sich einige Mitglieder, um die Vereinsarbeit wieder aufzunehmen. Die Satzung wurde den neuen Gegebenheiten angeglichen, und nach der Genehmigung durch die Militärbehörde fand am 26. Dezember 1948 die erste Generalversammlung statt. Seither setzt sich der Verein ununterbrochen für die Belange der Binnenschifffahrt ein und ist dank seiner mannigfaltigen Betätigungen eine feste Größe im Lahnsteiner Vereinsleben. Zu erwähnen sind hier etwa die Beteiligung am früheren Erdbeerfest, das immer von uns durch eine stimmungsvolle Gondelfahrt auf der Lahn bereichert wurde, das Kirchweihfest und der Karnevalsumzug, an dem der Schifferverein nunmehr seit über 50 Jahren ununterbrochen teilnimmt. Auch vereinsintern gab es genügend Gelegenheit zu frohem
Zusammensein: Im Frühjahr fand ein Maskenball statt und im Dezember wurde eine Nikolausfeier gestaltet, bei der Weihnachtsspiele aufgeführt und die damals noch zahlreichen Kinder reichlich beschenkt wurden. An seine Stelle trat 1962 der inzwischen traditionelle Weihnachtsball, immer am 1. Weihnachtstag, & der bis heute immer wieder großen Anklang findet. Auch die Schiffer, die an Weihnachten in der Nähe von Lahnstein vor Anker liegen, sind stets herzlich dazu eingeladen.
Jährlich wird eine größere Ausflugsfahrt unternommen und im Oktober findet nach der hi. Messe für die Lebenden und Verstorbenen des Vereins eine Familienfeier statt, die immer gut besucht ist. Auch mit den Brudervereinen wird die Kameradschaft eifrig gepflegt und viele Jubiläen befreundeter Vereine werden besucht. Auch die Teilnahme am Schiffertag ist selbstverständlich.
Heute gehören dem Verein noch 100 Mitglieder an. Der Vorstand mit seinem 1. Vorsitzenden Rolf Dasting, die übrigen engagierten Vorstandsmitgliedern sowie der Ehrenvorsitzende Toni Hewel leiten einen Verein, der ebenso wie der Schiffermast am Rhein auf eine stolze Vergangenheit zurückblicken und zuversichtlich in die Zukunft blicken darf mit dem Bewusstsein des Wirkens „In Gottes Namen“.
Dem Verein standen und stehen nach dem Krieg Anton Runkel, Franz Schlagwein, Walter Ludwig, Toni Hewel und Rolf Dasting vor.

Lahnstein, 26, Oktober 2003

K.-H. Caspari
 

Schiffermastdaten

Länge insgesamt: 18 mtr.  vom Kocher bis zur Rah: 11,35 mtr.  Kocherhöhe: 2,20 mtr.  Gaffellänge : 4 mtr.  Rahlänge: 6 mtr.

Daten der Haspel

Alter: ca. 120 Jahre  Durchmesser: 1,85 mtr.  Gewicht: ca. 90 kg.

 

125 Jahre Schifferverein Lahnstein im Jahr 2014

Schon am Wappen der ehemaligen Stadt Niederlahnstein war zu erkennen, dass der Schifferstand hier eine nicht unbedeutende Rolle spielte, war doch der Anker der Ausdruck dieser Entwicklung. Niederlahnstein war seit eh und je eine typische Schiffergemeinde, wobei hier natürlich die Rhein- und die Lahnschifffahrt eine bedeutende Rolle spielten. In der Stadtchronik ist belegt, dass die Schifffahrt schon zur Zeiten der Reformation eine bedeutende Rolle bei uns spielte. Alte Straßennamen wie Lahnstraße, Fahrgasse oder Schiffergasse künden bis heute von der Bedeutung der Schiffer.
So verwundert es auch nicht, dass schon am 10. März 1774 der Kurfürst von Trier verfügte, dass sich die hier ansässigen Schiffer zu einer Bruderschaft zusammenschließen und sich eine eigene Satzung geben durften. Auch im ersten Stadtsiegel war ein Anker, was ebenfalls von der Bedeutung des Schifferstandes zeugt. Es waren übrigens Lahnsteiner Schiffer, die in der Neujahrsnacht 1813/14 Soldaten der Truppen Blüchers auf die andere Rheinseite brachten.
Infolge der Lahnregulierung und des Handels mit Holland (auch im Zuge der Flößerei) entwickelte sich Niederlahnstein prächtig und übertraf bald die Schwesterstadt OL in ihrer Einwohnerzahl. 1811 gab es in Niederlahnstein 4 Schiffbauer, einer überlebte noch bis in die 70er Jahre.
Mit dem Bau der Lahnbahn erlitt das Schifffahrtsgewerbe große Einbußen. Dumpingpreise der Bahn zu Hochwasser- oder Eiszeiten trieben die Lahnschiffer in den Ruin. Das Vereinsleben kam zum erliegen, dafür hatte man keine Zeit mehr - schließlich ging es ums nackte Überleben.
Trotzdem versammelten sich an Pfingsten 1889 unter der Leitung des Pfarrers Woestmann 26 Schiffer und gründeten den St.-Matthias-Schifferverein, die Geburtsstunde unseres heutigen Vereins. Bis 1944 waren die Pfarrer der Pfarrei St. Barbara -die wir natürlich auch heute eingeladen hatten - Vorsitzende des Vereins, nämlich die Pfarrer Johann-Baptist-Ludwig, Anton Hergenhahn und Jakob Menges. Der Verein wirkte natürlich auch bei kulturellen und kirchlichen Veranstaltungen mit. 1901 z.B. stiftete der Verein 1 Fenster zum Bau des "Kirchleins über der Lahn", dem Allerheiligenberg, dessen Bewohner ebenfalls für heute eingeladen sind.

1936 brachte eine weitere Wandlung mit sich, der Verein wurde aus seinem rein örtlichen Charakter heraus erweitert um die Schiffer aus Oberlahnstein und auf eine konfessionell unabhängige Basis gestellt. Das Vereinsleben allerdings kam durch den 2. Weltkrieg zum Erliegen.

Schon 1948 aber trafen sich ehemalige Mitglieder, die politisch nicht belastet waren (andere stießen später dazu), um unter französischer Oberhoheit den Verein neu zu beleben. Das war gar nicht so schwer, denn alle versenkten Schiffe im Hafen und im Strom waren der französischen Oberhoheit unterstellt, die entsprechenden Schiffer bekamen schon sehr früh internationale Ausweise (Hans Wirges z.B. den Pass Nr. 364), um auch nach Holland oder Frankreich fahren zu können. Wie verwurzelt die NS-Zeit noch war, zeigte sich auch noch 1974, als unser Bekannter Störb nach Holland fuhr:
Beliebt waren auch die Zollpakete aus Frankreich und Holland, F. weniger (hatten selbst nicht viel), Holland : Blauband Friesisch Flaag (gezuckerte Dosenmilch). Unsere Schiffer wurden von den Franzosen nicht nur beschlagnahmt (RESPAG) sonder auch versorgt, sie mussten z.B. von der Ruhr aus nach Brohl fahren, um dort ihre Kartoffeln, Wein und sonstiges abzuholen. In den Volksschule wurde damals natürlich Französisch unterrichtet.

Der Verein etablierte sich rasch in Lahnstein und hat an vielen Veranstaltungen mitgewirkt:
- Erdbeerfest mit Gondelfahrt
- Fassenachtsumzug (über 50 x teilgenommen mit Wagen und Fußgruppen)
- Eigener Fassenachtssitzung
- Pont für die Rhein-Lahn-Nixe (Ludwigs Walter mit seiner Boot "Helga"
- Ausflüge, Busfahrten
- Nikolaus mit Beschenkung der Kinder (zeitweise 100 Kinder), Schlitten auf Rollschuhen in den Saal gerollt bei Strobels
- Weihnachtsfeiern (Weihnachtsball, Schiffer hatten frei).
- Theaterspiel zum Weihnachtsball
- Eisbälle 1954 und 1963 (da war der Rhein noch zugefroren)
- 3 Schiffertage unter der Leitung von Toni Hewel und Hans Wirges
- 1975 wurde mit dem Kur- und Verkehrsverein der Anker an der Kirche aufgestellt, er stammt wahrscheinlich, wie auch die Haspel am Mast, von Jockel und Valentin Benz und der Sacrapuer.
- Unser Schiffermast wurde 2 x errichtet. Der erste Ende der 40er Jahre stammte aus dem Lahnsteiner Stadtwald, das leider noch grüne Holz faulte bald, so dass 1963/64 der heutige aus Metall gebaut wurde, geschweißt auf der Werft, gebaut aus Lichtmasten der MKW, die früher in der Wilhelmsallee in Bad Ems standen und von uns auf dem Lager in Friedrichssegen am Kraftwerk ausgesucht und gekauft wurden. Stander nicht mehr beigezogen, weil verwickelt, Hilfe durch Feuerwehr, Dank!
- Manches ist heute nicht mehr denkbar: Toni holte ½ Tag Urlaub für jede Beerdigung.
- Mitglieder wurden nach St. Goarshausen bestellt, weil sie angeblich eine Fahne von Hexenturm geklaut hatten.
- Es wurde noch Sonntag gehalten, Schleppzüge zusammengestellt... Mit 280 PS haben wir 920 t bewegt (heute für Nachen). Heute Fahrt nach Fahrplan.

Seit 1966 können auch Frauen beitreten. Der Beitrag betrug bis 1959 4 €, bis 1965 6 €, dann 9 € und seit 2000 15 €. An Mitgliedern haben wir noch immer etwa 100, davon etliche ehemalige und einige noch heute aktive Schiffer.

Im Vorstand kümmern sich heute Rolf Dasting, Karl Väth, Karl-Heinz Caspari, Mona Fischbach, Wolfgang Thomas, Claus Stoll,  Anne Dasting, Maria Wirges, Margret Woldeit, Manfred Woldeit und Rudolf Hoffmann um die Belange des Vereins, dazu kommen die Ehrenmitglieder Toni Hewel und Ria Hewel, die uns immer mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Das Anliegen unserer alten Schiffer ist es, dass die Tradition erhalten bleibt zum Andenken an die Schiffischen, aber auch an den großen, alten Verein, der mit immer über 100 Mitgliedern zu den größten Vereinen in der Stadt zählte.

Und dazu kann man nur wünschen, was man früher bei den 3 Glockenschlägen am Morgen bei Fahrtbeginn sagte: In Gottes Namen.

Dem Verein standen nach dem Krieg Anton Runkel, Franz Schlagwein, Walter Ludwig, Toni Hewel und aktuell Rolf Dasting vor.
 

Heimatgedicht Lahnstein1
Fahne 1889
Schiffermastlegende
ClipartLautsprecher 3
k-Panorama NL
Logo neu 2 3c
Webseitenaufruf